Immer wieder kommt es vor das wir bestehende Projekte von anderen Dienstleister:innen übernehmen. Um keine bösen Überraschungen bei der Zusammenarbeit mit potenziellen Neunkund:innen zu erleben haben wir euch im folgenden eine kurze Checkliste zusammengestellt, worauf ihr bei der Übernehme von Bestandsprojekten achten solltet.

1. Der erste Eindruck: Frontend-Check

Auch ohne Zugang zum Joomla!- oder Wordpress-Administrationsbereich können wir bereits erste Prüfungen an der Seite vornehmen.

Der erste und einfachste Check ist dabei ein einfaches “Durchklicken” durch die Seite. Halte dabei Ausschau nach offensichtlichen Bugs in der Seite - sowohl technischer als auch grafischer Natur. Notiere diese Fehler und bespreche im Anschluss mit den Kund:innen, ob diese behoben werden sollen und welche Aufwände damit verbunden sind. Prüfe zudem ob in der Konsole Fehler geloggt werden, die ebenfalls behoben werden sollten.

Außerdem hilft ein einfacher Lighthouse-Audit bei der Bewertung von möglichen Optimierungen an der Website (pagespeed.web.dev).

2. Zugangsdaten anfragen

Fragen Sie bereits zu Beginn nach allen notwendigen Zugangsdaten für die Administration der Website. Hierzu gehört für die Ersteinschätzung der Seite vor allem ein Zugang zum Administrationsbereich der Seite. Soll die Seite langfristig in einen Wartungsservice aufgenommen werden empfehlen wir zudem auch Zugangsdaten zum Hosting-Panel anzufragen um bei Problemen kurzfristig reagieren zu können.

Dokumentiere hierzu die Mitwirkungspflichten deiner Kund:innen in deiner Wartungsvereinbarung.

3. Welche Joomla! oder WordPress-Version wird verwendet?

Ein entscheidender Aspekt bei der Übernahme eines Webprojekts ist die Überprüfung der verwendeten Joomla!- oder WordPress-Version. Die Version des Content-Management-Systems (CMS) gibt Aufschluss darüber, ob die Website auf dem neuesten Stand der Technik ist oder ob dringende Updates bzw. eine Migration erforderlich sind.

  • Warum ist das wichtig? Veraltete CMS-Versionen stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, da sie keine Sicherheitsupdates mehr erhalten und somit anfällig für Angriffe sind. Zudem könnten neuere Funktionen und Performance-Verbesserungen fehlen, die mit aktuelleren Versionen eingeführt wurden.
  • Joomla: Insbesondere bei Joomla! sollte überprüft werden, ob eine Migration auf Joomla 4 notwendig ist, da ältere Versionen wie Joomla 3 in absehbarer Zeit auslaufen und nicht mehr unterstützt werden. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Leitfaden zur Joomla-Migration.
  • WordPress: Auch bei WordPress ist es essenziell, sicherzustellen, dass die aktuelle Hauptversion verwendet wird. Updates sind nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für die Kompatibilität mit Plugins und Themes entscheidend.

4. Extensions prüfen

Der zweite Schritt bei der Übernahme eines Webprojekts ist die Analyse der installierten Extensions (WordPress-Plugins bzw. Joomla-Erweiterungen). Nur so lässt sich der technische Aufwand für Wartungsarbeiten realistisch einschätzen.

4.1 Welche Extensions sind installiert und werden in Zukunft noch gebraucht?

Zu wissen, welche Erweiterungen aktuell genutzt werden und ob diese in Zukunft noch benötigt werden, ist essenziell, um den Aufwand für Wartungsarbeiten und Updates zu planen. Unsere Erfahrung aus dem Agenturalltag: Oftmals sind Erweiterungen in Seiten installiert, die nicht (mehr) aktiv genutzt werden. Jede installierte Extension stellt ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar. Indem unnötige Erweiterungen deaktiviert oder entfernt werden, verringert sich das Risiko von Sicherheitslücken erheblich und Wartungsaufwände in der Zukunft werden reduziert.

4.2 Sind Extension-Updates ausstehend?

Neben dem dem CMS selbst müssen natürlich auch die Extensions auf Aktualisierungen überprüft werden. Offene Updates sollten zeitnah eingespielt werden und im Anschluss selbstverständlich geprüft werden, ob alle Funktionen auf der Seite nach wie vor sauber funktionieren.

  • Update-Quellen wiederherstellen: Wenn bei Joomla-Projekten Updates ausbleiben, liegt das oft an fehlenden Update-Quellen. Diese müssen wieder eingerichtet werden.
  • Lizenz-Keys und Lizenzen prüfen: Stellen Sie sicher, dass alle erforderlichen Lizenzschlüssel gesetzt sind und die Lizenzen gültig sind, um zukünftige Updates zu gewährleisten.
  • Datenbank reparieren: Besonders bei Joomla-Websites ist es ratsam, die Datenbank zu reparieren, um eventuelle Schäden oder Kompromittierungen frühzeitig zu erkennen.

4.3 Gibt es Individualentwicklungen des vorherigen Dienstleisters?

Viele Webprojekte enthalten maßgeschneiderte Entwicklungen, die oft nur unzureichend dokumentiert sind.

  • Gibt es eine Dokumentation? Prüfen Sie, ob der vorherige Dienstleister eine Dokumentation hinterlassen hat.
  • Kurzfristige Übergabe möglich? Falls keine Dokumentation vorhanden ist, sollte ein Übergabegespräch stattfinden, um eventuelle Eigenentwicklungen zu erklären.

5. Informiere Neukund:innen über die notwendigen Arbeiten an der Seite

Nachdem alle wichtigen Punkte geprüft wurden, ist es entscheidend, die neuen Kund:innen transparent über die notwendigen Arbeiten zu informieren. Ob es sich um Sicherheitsupdates, Optimierungen oder die Entfernung unnötiger Extensions handelt. Unsere Erfahrung aus dem Agenturalltag mit mehr als 120 Wartungskunden: Transparente Kommunikation ist an dieser Stelle das A und O - zwar treffen unerwartete Kosten bei potenziellen Neukund:innen nur selten auf große Gegenliebe, eine Erklärung, warum die verschiedenen Arbeiten notwendig für einen sicheren Betrieb der Seite schaffen Vertrauen.

6. „Upselling“: Welche Ziele und Wünsche gibt es für die Seite?

Die Übernahme eines Webprojekts bietet gleichzeitig die Chance, mit den Kund:innen über die Weiterentwicklung der Seite zu sprechen.

  • Neue Funktionen und Optimierungen: Gibt es Funktionen, die sie sich wünschen oder benötigen? Welche Ziele verfolgen Kunden mit der Website, und wie kann das Projekt langfristig optimiert werden?
  • Strategieentwicklung: Durch gezielte Vorschläge zur Optimierung und Erweiterung der Seite können Sie das Potenzial für Upselling erkennen und die Kunden langfristig an sich binden. Unsere Erfahrung zeigt: Kunden sind (fast) immer offen für gute Ideen.

Die Übernahme eines Webprojekts von einer anderen Agentur bietet Herausforderungen, aber auch Chancen. Mit einer gründlichen Analyse und einer transparenten Kommunikation legen Sie den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit und die Weiterentwicklung des Projekts. Sie vermeiden ungeplante Kosten auf beiden Seiten und sorgen dafür, dass beide Parteien mit einem guten Gefühl in die Zusammenarbeit starten.

 

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